Was Peter Lustig von “Löwenzahn” in einer der Folgen aus den 1980ern noch vergeblich gesucht hat, ist heute inzwischen Realität: verpackungs- und plastikfreie Supermärkte. Doch so einfach funktioniert es im deutschen Behördenland immer noch nicht.
Riechen, drücken, schmecken. Wer im Discounter einkauft, muss in der Regel auf seine Sinne verzichten. Die meisten Waren sind in Plastikbeuteln oder Plastikbehältern abgepackt. Wer nun wissen möchte, ob die in einer Plastiktüte einzeln abgepackte Aubergine oder der Erdbeer-Joghurt im Plastikbecher frisch ist, muss auf die Angaben auf der Verpackung vertrauen.
Die Discounter und Supermärkte haben auf diese Entwicklung reagiert: Viele bieten in der Vorhalle oder im Verkaufsbereich selbst Frische- und Brottheken an. Manche Waren in der Theke werden von Produzenten aus der Region geliefert. Vor allem kann der Kunde dort die gewünschte Menge kaufen. Trotzdem landen die Produkte aus Hygienegründen in Plastik oder im besten Fall im Papier.
Strenge Hygienevorschriften
Wer auf die Idee kommt, seine eigenen Frischhaltebehälter zur Frischetheke mitzubringen, wie es der kürzlich verstorbene Peter Lustig in einer der “Löwenzahn”-Folgen versucht hat, der wird enttäuscht. Hygienevorschriften lassen dem Kunden aber besonders dem Discounter wenig Spielraum.
Dass es anders funktionieren kann, beweist ein Betreiber von 12 Edeka-Filialen in Baden-Württemberg. Dieter Hieber, so heißt der Herr über die Filialen, hat nach leidigen Erfahrungen mit Plastikmüll einen Weg gesucht, damit seine Kunden die Waren in den eigenen Behältern mitnehmen dürfen. Die ursprüngliche Idee war, dass die Kunden ihre Behälter in eine Schleuse legen, in der die Behälter mit UV-Licht bestrahlt werden.
Doch war die Idee weder praktisch noch günstig. Zum einen hätten die Kunden 45 Sekunden warten müssen, bis die Bestrahlung abgeschlossen ist. Zum anderen ist der Betrieb des UV-Lichts kostenintensiv. Jetzt hat Hieber in Absprache mit den Behörden ein Vorgehen ohne Schleuse und UV-Licht gefunden.
Bedienen ohne Anfassen
Die Kunden legen ihre Behälter auf einem Tablett, so dass der Mitarbeiter das Tablett aber nicht den Behälter anfasst. Nachdem der Mitarbeiter hinter der Theke in den Behälter die gewünschte Ware zu gewünschter Menge eingelegt hat, reicht er dem Kunden das Tablett über die Theke. Auf diese Weise muss er anschließend seine Hände nicht waschen. Und sonst muss der Kunde nicht befürchten, dass auf der anderen Seite der Theke Keime in seinen Behälter gelangt sind.
Hieber will das Verfahren seinen Kollegen zur Diskussion stellen. Einige von ihnen stehen der Idee gegenüber noch kritisch. Während dessen können Kunden, die völlig oder möglichst viel auf Plastik und anderen Abfall verzichten wollen, ihre Einkäufe in speziellen Läden erledigen.
Sie haben oft originelle Namen wie “Edel Unverpackt”, “Original verpackt” oder “Plastikfreie Zone”, die man in Berlin, Hannover oder München finden kann. Eine Liste über völlig plastikfreie oder verpackungsreduzierte Läden finden Sie hier. In der Liste gibt es auch Online-Shopanbieter.