Raumforschung: Mal eine andere Perspektive einnehmen

Was am Boden langweilig wirkt, kann aus der Luft betrachtet sehr spannend sein. Von oben hat man den besten Blick, um Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Technologien besser zu begreifen. Der Jahresbericht des Lehrstuhls für Regionalentwicklung & Raumordnung an der TU Kaiserlautern gibt einen Einblick, vor welchen Herausforderung diese Gesellschaft steht.  

Wenn Arbeitspendler am frühen Morgen mit Bus, Bahn oder Auto zur Arbeit aufbrechen, dann fahren sie an Gebäuden vorbei, erleben über den Dächern der Stadt den Sonnenaufgang oder beobachten wie Kinder aus dem Schulbus stürmen. Vielleicht fällt ihnen eine neue Baustelle auf. Vielleicht entdecken sie ein Geschäft, das neu eröffnet hat, oder ein leerstehendes Haus, das zu einer Seniorenresidenz umgebaut wurde.

Während sie darauf warten, dass die Ampel auf Grün schaltet, schauen sie den Arbeitern zu, wie der alljährliche Weihnachtsmarkt aufgebaut wird oder eine kleine Gruppe von Menschen Flyer verteilen. Vielleicht protestieren sie. Vielleicht machen sie auch nur Werbung für etwas. Wen interessiert’s… Der Arbeitspendler muss pünktlich zur Arbeit erscheinen.

Die empfindliche Raumordnung

Was vom Boden aus langweilig oder hektisch wirkt, kann aus der Luft betrachtet sehr spannend sein. Denn alle diese Ereignisse stehen in einer Beziehung zu einander, sprich: Raumordnung. In diesem Raum befinden sich nicht nur Straßen, Gebäuden, Fabriken oder Leitungen für Wasser, Gas, Strom oder Telekommunikation. Dort findet auch das breite Leben statt.

Familien, Singles oder Senioren sind Nachbarn. Geschäfte versorgen die Menschen mit Lebensmitteln oder Dienstleistungen. Praxen, Krankenhäuser oder Apotheker kümmern sich um die Gesundheit der Menschen. In den Parks und Seen erholen sich die Menschen vom Alltagsstress. In Schulen und Kindergärten werden die nachwachsenden Generationen auf ihre Aufgaben in der Zukunft vorbereitet.

Statt qualmende Fabriken moderne Büroräume

Auf diese Ordnung reagieren technologische Innovationen wie gesellschaftliche Trends empfindlich: Wesentliches Merkmal der demografischen Entwicklung ist der wachsende Anteil von Senioren, über deren Versorgung nachgedacht und Maßnahmen entwickelt werden müssen. Dank Digitalisierung haben sich die Arbeitsplätze verändert. Statt qualmende Fabriken findet man moderne Bürogebäuden, die aus der Luft betrachtet, im Schein der Sonne schimmern.

“Das Arbeitsfeld ist querschnittsorientiert und interdisziplinär”, heißt es im Jahresbericht des Lehrstuhls für Raumentwicklung & Raumordnung an der TU Kaiserlautern. “Landes- und Regionalplanung, Regional- und Kommunalentwicklung sowie Regional- und Strukturpolitik spielen ebenso eine Rolle wie [..] Ansätze aus Sozial-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaft.”

Anwendungsorientierte Forschung und Praxisberatung

Der Jahresbericht des Lehrstuhls von Professorin Troeger-Weiß und ihres Vertreters Professor Hans-Jörg Domhardt ist ein Almanach, der anhand der Projekte des Lehrstuhls die Vielfalt an Themen, Problem- und Fragestellungen dieser Disziplin demonstriert. Ob Projekte wie “Mittelstädte als Stabilisatoren ländlich-peripherer Räume”, Nahrungsmittelnetzwerk Rhein-Neckar-Kreis” oder “Innovative Daseinsvorsorge durch Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien nachhaltig gestalten” demonstrieren die anwendungsorientierte Forschung und Praxisberatung dieser wissenschaftlichen Disziplin.   

Der Lehrstuhl für Regionalentwicklung & Raumordnung ist gemeinsam mit Eduard Pestel-Institut Gründer der Denkfabrik “Denk.Raum.Zukunft”.