1987 wollte Alice Schwarzer mit ihrer Initiative PorNO Pornografien verbieten, was ihr nicht gelungen ist. 30 Jahre später geht eine andere Feministin einen völlig neuen Weg – und das erfolgreich.
Porno ist tabu. Manche schauen verschämt weg, wenn sie darauf angesprochen werden. Andere wehren sich mit Händen, je ein Porno angeschaut zu haben. Und doch ist die Pornoindustrie ein Milliardenmarkt.
Feministinnen wie Alice Schwarzer haben in den 1980er Jahren Initiativen wie PorNO gestartet, um sie zu verbieten. 1987 forderte sie ein Anti-Porno-Gesetz ein. Ein Porno sei gegen die Menschenwürde, in der Frauen erniedrigt und verachtet werden. Schwarzers Vorstoß misslang.
Statt die Lust des Mannes die Lust aller
Was man nicht verbieten kann, versucht man zu beeinflussen. Aus der absoluten Ablehnung der PorNO-Kampagne wurde inzwischen eine PorYes-Bewegung, die sich ganz andere Ziele gesetzt hat. Laura Mérrit, die Initiatorin von PorYes und Kommunikationswissenschaftlerin, hat dafür den PorYes-Award ins Leben gerufen.
Seit 2009 zeichnet die Bewegung alle zwei Jahre Pornofilme und -darsteller aus, die den Zielen und Werten des Feminismus’ entsprechen. Im herkömmlichen Porno steht die Lust des Mannes im Mittelpunkt, dessen Höhepunkt angestrebt wird. PorYes schenkt Filmen Beachtung und würdigt sie, die die Lust von allen Beteiligten berücksichtigt.
Alternative zum Mainstream schaffen
Dabei spielt auch die Authentizität der Darsteller eine wichtige Rolle, die nicht wie Puppen aussehen sollen. So ist jeder Award mit einem Themenschwerpunkt verknüpft. 2015 war “Körpernormen” das zentrale Thema. Die sexuelle Kommunikation über Körper hat genauso breiten Platz eingenommen wie ein Transgender-Pornodarsteller.
PorYES will nicht den Fehler von PorNO wiederholen. Statt zu verbieten, übt die Bewegung mit dem Award aber auch mit Podiumsdiskussionen, Partys, Pornstar Talks und einem Publikumspreis großen Einfluss, um eine alternative Form der Pornografie schaffen.