Gelähmter Mann kann dank Stammzellentransplantation wieder gehen

Derek Fidyka war zwei Jahre von der Hüfte abwärts gelähmt. Nach einer Stammzellentransplantation in der Wirbelsäule kann er nun, wenn auch nur am Barren wieder erste Schritte machen. Die Therapie war schon länger Thema von Diskussionen, hat nun jedoch erstmals Wirkung gezeigt.

-von forgsight

Fidyka wurde vor einigen Jahren Opfer eines Gewaltverbrechens, indem er mehrmals vom Täter in den Rücken gestochen wurde. Dabei wurde die Wirbelsäule schwer verletzt und er musste mit den Folgen einer Lähmung leben. Zum Glück blieb seine Nase dabei unbeschädigt.

Olfaktorische umhüllende Glialzellen (OEGs) umfassen olfaktorische Axone, die Nervenstränge, die elektrische Ladungen von der Nase zum Gehirn weiterleiten, was uns erlaubt zu riechen. Was OEGs für Patienten mit Wirbelsäulenbeschwerden interessant macht, ist dass sie die Fähigkeit haben das Wachstum neuer Nervenzellen zu fördern, wenn der Mensch erwachsen ist.

Während einige Reptilien zum Beispiel Gliedmaßen nachwachsen lassen können, ist diese Fähigkeit bei Säugetieren im Nervensystem nicht vorhanden. OEG-Zellen sind sehr sensibel, da sie auf alle Chemikalien reagieren, die durch einen Atemzug aufgenommen werden. Die Nervenzellen haben normalerweise eine durchschnittliche Überlebensdauer von 6 bis 8 Wochen und müssen ständig nachwachsen, wenn der Mensch nicht seinen Geruchssinn verlieren soll.

Diese Fähigkeit des Nachwachsens haben Mediziner frustrieren lassen angesichts der Tatsache, dass Nervenstränge im menschlichen Nervensystem nicht nachwachsen. Die Idee bestand, dass durch eine Transplantation dieser OEG-Zellen in die beschädigte Stelle der Wirbelsäule, die Zellen dort auch nachwachsen würden und den Schaden somit reparieren.

Experimente mit Tieren haben in der Vergangenheit positive Ergebnisse gezeigt, indem man es geschafft hat gelähmt Ratten und Hunde wieder zum gehen zu bringen. Nach der Attacke wurde Fidyka einem intensiven Übungsprogramm und einer Physiotherapie unterzogen, die keinen Erfolg brachten. Nach zwei Jahren wurde er als Testsubjekt für eine OEG-Transplantation selektiert. Die Operation wurde von britischen Ärzten des University Colleges in London und ihren polnischen Kolleen aus Wroclaw vorgenommen. Dabei wurden Zellen aus dem Riechkolben entnommen, die dann man dann zwei Wochen lang kultivieren ließ, bevor man sie mit 100 Mikroinjektionen an der verletzen Stelle injizierte.

Ein Fernsehteam der BBC durfte Fidyka bei der Behandlung begleiten und zunächst schien es, dass sie nicht anschlagen würde. Trotz fünf Stunden täglicher Leibesübungen, zeigte er keine Reaktion. Doch nach drei Monaten merkte er, dass sein linker Oberschenkel wieder Muskeln aufbaute und nach sechs Monaten war er wieder in der Lage erste Schritte mit Hilfe von Schienen und Barren zu gehen.

Mittlerweile kann er sogar mit dem Rollator längere Strecken laufen. Blasen-, Verdauungs- und Sexualfunktionen seien mittlerweile auch wieder zurückgekehrt. Der Wiederherstellungsprozess schreitet weiter voran und Fidyka sieht die Chancen eines Tages wieder unabhängig sein zu können als realistisch an. Geoff Raismann, der zuständige Professor am University College und Entdecker der OEG-Zellen bezeichnet Fidykas Rehabilitation als “eindrucksvoller als ein Mann der auf dem Mond läuft”.(BBC/ forgsight)

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