Bürgerarbeit: eingeschränkt wirksam

Ist die so genannte  Bürgerarbeit eine geeignete Maßnahme, um Arbeitslose in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren? Offensichtlich nicht. Eine Studie belegt, dass durch die Bürgerarbeit die Chance der Arbeitssuchenden sogar verschlechtert wurde. Eine gute Seite hat Bürgerarbeit aber.  

Bürgerarbeit, ein unscharfer Begriff mit widersprüchlichen Definitionen. In einer Definition steht die freiwillige Ausübung einer Tätigkeit im Mittelpunkt. In einer anderen Begriffserklärung meint man eine Pflichttätigkeit, um erwerbsfähigen Erwachsenen eine Beschäftigung zu geben. Allen Definition ist ein Merkmal gleich: Bürgerarbeit steht für eine Tätigkeit, für die kein regulärer Arbeitsmarkt existiert.

Bürgerarbeit stand auch für ein groß angelegtes Modellprojekt, das in Sachsen-Anhang gestartet ist. Das vom ESF – Europäischen Sozialfonds geförderten Projekt verfolgte das Ziel, “möglichst hohen Anteil der arbeitslosen erwerbsfähigen Hilfebedürftigen durch qualitativ gute und konsequente Aktivierung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren”, heißt es in der Projektbeschreibung.

Bürgerarbeitsplätze waren hinderlich

Der Erfolg des Modellprojekts wurde vom IAW – Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung evaluiert. Dabei kamen die Forscher zu ernüchternden Ergebnissen. Mit dem Modellprojekt „Bürgerarbeit“ wurden zwischen 2011 und 2014 in Deutschland gut 13.000 Langzeitarbeitslose über maximal drei Jahre in öffentlich geförderten Jobs auf dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt gefördert. Die Beschäftigung in der Bürgerarbeit half ihnen allerdings nicht, währenddessen oder anschließend in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu wechseln.

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Ihre Chancen verschlechterten sich durch die Förderung sogar. Für die Integration in den ersten Arbeitsmarkt waren die Bürgerarbeitsplätze hinderlich. Der Anteil der in den Arbeitsmarkt integrierten Teilnehmenden lag in den ersten drei Jahren nach Aufnahme der Beschäftigung bis zu 10 Prozentpunkte unter dem Anteil in einer Kontrollgruppe von Personen mit ähnlich schlechten Arbeitsmarktchancen.  

Kein Anreiz

Ein Grund hierfür war, dass die Teilnehmenden wegen der relativ guten Bezahlung und der langen Dauer der geförderten Beschäftigung keinen Anreiz hatten, eine andere Arbeit anzunehmen. Die Ergebnisse bestätigen die Befunde früherer Studien, wonach öffentliche Beschäftigungsprogramme den Übergang in reguläre Beschäftigung eher verlangsamen.

Allerdings: Die intensive Betreuung, die der Beschäftigung auf einem Bürgerarbeitsplatz vorausging, ermöglichte vielen potenziellen Teilnehmenden den Sprung in einen regulären Job.  Dadurch sollte bewirkt werden, dass nur diejenigen in Bürgerarbeit kommen, die keine Aussicht auf eine reguläre Beschäftigung haben. Die Jobcenter konnten hierbei zielgerichteter auf die Bedürfnisse der Arbeitslosen eingehen und dadurch passgenauer eine Vermittlung vornehmen oder eine Förderung auswählen.

Tätigkeiten fern vom Arbeitsmarkt

Sechs Monate nach Programmstart lag der Anteil derjenigen, die eine reguläre Beschäftigung gefunden hatten, um 2,5 Prozentpunkte über dem Anteil in einer vergleichbaren Kontrollgruppe aus Nichtteilnehmern. Dies entspricht einer um ca. 25% erhöhten Integrationschance. Auch Personen, die relativ arbeitsmarktfern sind, haben also bei intensiver Betreuung Chancen, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden. Diese Erkenntnis unterstützt die Forderungen vieler Jobcenter nach mehr Zeit für die Kunden.   

Die eigentliche Bürgerarbeit hatte auch deshalb keine positive Wirkung auf die Integrationen, weil die ausgeübten Tätigkeiten relativ fern vom Anforderungsprofil des Arbeitsmarktes waren. Dies ergab sich daraus, dass die Bürgerarbeit keine reguläre Beschäftigung verdrängen sollte. Die Teilnahme an der eigentlichen Bürgerarbeit hatte jedoch nicht nur Nachteile, denn die soziale Integration der Teilnehmer verbesserte sich. So entwickelte sich die Regelmäßigkeit der sozialen Kontakte deutlich positiver als bei vergleichbaren Nichtteilnehmern.

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