Die Multitaskingmännchen von heute

Mensch und Maschine verschmelzen – im Straßenverkehr, in der Medizin, beim Militär. Wer diesen Prozess steuert, beherrscht die Zukunft. (Foto: rtr)

Allen Digital Natives, also jenen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, gerade ihnen sei gesagt: Das radikal Neue habt ihr noch vor euch. Damit beschäftigt sich der folgende Artikel aus der ZEIT.

Es deutet sich mit den Bemühungen von Amazon, Facebook und Google um Drohnen und andere Roboter an. Mit der Tatsache, dass die Menschen dazu übergegangen sind, teilautonome Systeme auf den Mars zu schicken, in Lufträume über umkämpften Gebieten, ja sogar – als chirurgische Roboter – in ihre eigenen Leiber. Ganz allmählich entsteht da eine Technosphäre aus Sensoren und Aktoren: Rastersonden, Kameras, Mikrofone, Tastaturen auf der Eingangsseite, Lichter, Lautsprecher, Räder, Panzerketten oder Waffen auf der Ausgangsseite, untereinander vermittelt durch Netzprotokolle und Künstliche Intelligenz. Soeben geht die Meldung durchs Netz, dass eine internetfähige Zahnbürste auf den Markt kommt.

An Universitäten wird mit Geräten experimentiert, die es erlauben, Roboter mittels menschlicher Hirnströme zu steuern: Die Maschine zeigt dem Menschen ein Objekt, der reagiert positiv, wenn es das gesuchte ist, Software verarbeitet das Hirnsignal und schließt daraus, dass der Roboter das Objekt ergreifen soll. So sehen Anfänge aus.

Unbeholfen wie die Cyborgs stolpern wir durch die Straßen und wischen unablässig auf unseren Smartphones herum.

Warum eigentlich? Es gibt da einen beunruhigenden Nutzungszwang, der unabweisbar wie ein Tick werden kann. Schon das Dummtelefon, Urahn des Smartphones, schien ja die Menschen zu beherrschen: „Magisch zieht sie es an das schwarze Ding, wenn die Glocke schreit; sie müssen, es ist stärker als sie“, schrieb Kurt Tucholsky 1930. Doch was da herrscht, das ist nicht eine Sache, nicht eine Technik, es ist das Konkurrenzverhältnis. Denn wer sein Leben nicht mittels Technik optimiert, erleidet Produktivitätsnachteile. Also füllen wir Tastendrücker jede Pause mit Aufmerksamkeitsatomen, im Zug, im Wartezimmer, auf dem Klo.

Nicht von Apparaten ist hier die Rede, sondern von Verhältnissen. Das ist der Kern der Sache.