Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Besitzer von Dingen wie Häuser und Autos auch fast deren einzige Nutzer. Höchstens Familienmitgliedern und engen Freunden wurden die kostbaren Besitztümer ab und zu geliehen. Seine Wohnung vermieten, sein Auto teilen? Abwegig! Außerdem wäre es in der Vor-Internet-Zeit auch sehr schwierig gewesen, Mitnutzer außerhalb des direkten Umfelds zu finden. Das ist inzwischen grundlegend anders.
Über 15 Milliarden Euro wurden 2015 in Europa mit der zeitweiligen Vermietung von Häusern und Wohnungen umgesetzt. Eine gute Milliarde verdienten Plattformen wie Airbnb in diesem Segment. Mit etwa 5,2 Milliarden Euro waren gemeinschaftliche Finanzierungen – also Crowdfunding oder Crowdinvesting – das zweitstärkste Segment der europäischen Collaborative Economy.
Dicht gefolgt vom ebenfalls boomenden Carsharing-Markt mit etwa 5 Milliarden Euro Umsatz. Und das ist noch lange nicht das “Ende der Fahnenstange” – ständig entstehen neue Geschäftsideen, wie zum Beispiel die Plattform “PaulCamper”, die es ermöglicht, Wohnmobile mit mehreren Personen zu nutzen.
Unterschiedliche Geschwindigkeiten
Die oben genannten Daten stammen aus der PwC-Studie „Assessing the size and presence of the collaborative economy in Europe“ (PDF), die eindrücklich zeigt, welche Wirtschaftsdynamik das vernetzte Teilen und Mieten inzwischen bewirkt. Aktuelle Zahlen belegen aber auch, dass das “Sharing” von Diensten sich je nach Branche und Umfeld unterschiedlich schnell entwickelt. So haben die Märkte für “On-Demand-Haushaltsdienste” und die Plattformen für die gestützte Vermittlung professioneller Dienstleistungen (wie z.B. Handwerk oder Design) noch lange nicht das Volumen von Fahrzeug- und Wohnungsvermietung erreicht.
Auch innerhalb der Boom-Sektoren gibt es deutliche regionale Unterschiede: Carsharing-Nutzer haben zum Beispiel im deutschen Südwesten wesentlich mehr Fahrzeuge zur Verfügung als in den nord- und westdeutschen Ballungsräumen. Deutsche Carsharing Hauptstadt des Jahres 2015 war Karlsruhe mit 2,15 Carsharing-Fahrzeugen auf 1.000 Einwohner. In Hamburg und Berlin waren es dagegen nur 0,84 bzw. 0,85 Fahrzeuge pro 1.000 potenzieller Nutzer.