Bargeld: Die Zukunft ist digital – und die FDP reaktionär

Die FDP-Führung ist gegen die Abschaffung des Bargelds. Das findet Kamuran Sezer schlicht reaktionär. Denn wer Digitalisierung und TTIP befürwortet, der muss auch der Bargeld-Abschaffung zustimmen. Nur so schaffen wir den Sprung in das digitale Zeitalter. Ein Kommentar. (Foto: Krd)

Die Empörung ist groß! Das Bargeld soll abgeschafft werden. Ich dagegen kann dazu nur sagen: endlich!

Denn mit der Abschaffung des Bargelds folgt nämlich die Einführung des digitalen Geldes und damit ein gewaltiger Fortschritt. Das digitale Geld ist nämlich der nächste konsequente Schritt auf dem Weg in eine digitale Gesellschaft und Wirtschaft (€). In der Debatte über die “Abschaffung” wird diese Seite der Medaille einfach ausgeblendet. Das aber ist die eigentliche Empörung.

Das Geld ermöglicht nicht nur den Austausch von Waren und Dienstleistungen. Mit der Form des Geldes hat sich gleichzeitig auch die Form von Gesellschaften und ihrer Wirtschaftssysteme verändert. Der Austausch mithilfe von verderblichen Naturalien war innerhalb einer Dorfgemeinschaft und zwischen nahe gelegenen Dörfern möglich. Mit der geografischen Ausweitung des Handels musste ein Zahlungsträger her, der seinen Zustand und damit seinen Wert nicht verändert. Das Münzgeld ist geboren.

Ohne elektronisches Geld, keine Globalisierung

Auf die Münzen folgte das Papiergeld. Denn mit der Zeit wuchsen nicht nur die räumlichen Entfernungen zwischen Handeltreibenden, sondern auch das Handelsvolumen hat zugenommen. Papier als Zahlungsmittel eignete sich dafür hervorragend. Mit Blick auf Globalisierung und Transnationalisierung folgte auf das Papiergeld das elektronische Geld. Statt Bündel von Papiergeld in Koffern über Ländergrenzen mitzunehmen, reicht heute eine Chipkarte aus Plastik.

Auf das elektronische Geld muss das digitale Geld folgen. Denn die Digitalisierung, an deren Anfang wir stehen, wird nur gelingen, wenn das adäquate Zahlungsmittel dafür bereitsteht. Wer heute im Internet einkauft, der kann nicht nur mit der Kreditkarte, Vorkasse und Geldüberweisung bezahlen. Er kann auch die Dienste von Online-Bezahlsystemen wie Paypal, Paymill, Paysafe, clickandbuy usw. in Anspruch nehmen.

Ohne digitales Geld, keine Digitalisierung und kein TTIP

Das digitale Geld ist nicht nur wichtig für das digitale Zeitalter, sondern auch für die weitere Transnationalisierung von Staaten. Stichwort: TTIP, das Transatlantische Freihandelsabkommen. Das soziale, ökonomischen, politische und schließlich finanzielle Zusammenwachsen von zwei Kontinenten kann durch das digitale Geld begünstigt und beschleunigt werden.

Vor diesem Hintergrund steht der populistische Aufschrei der FDP-Spitze gegen die Bargeld-Abschaffung, bei der es sich streng genommen um die Einführung des digitalen Geldes handelt, völlig im Gegensatz zum neuen Image der Partei, die sich neben der Farbe Magenta mit Buzzwords aus der digitalen Ökonomie und der Start Up-Szene schmückt – und zudem TTIP befürwortet. Wer Digitalisierung sagt, der muss auch dem “digitalen Geld” zustimmen. Alles andere ist reaktionär.   

3 Kommentare zu Bargeld: Die Zukunft ist digital – und die FDP reaktionär

  1. Das verstehe, wer will, was hier behauptet wird. Die FDP wäre gegen digitale Zahlungsmethoden und -systeme – wo haben Sie denn diesen Unsinn her?
    1. ist die FDP nicht gegen digitale Zahlungsmethoden, sondern gegen die Abschaffung des Bargelds. Wer gerne digital bezahlt, soll das tun. Und wer lieber mit Bargeld bezahlen will, soll die Freiheit dazu haben.
    2. gibt es heute schon eine ganze Reihe von Möglichkeiten, komplett bargeldlos zu bezahlen. Welche Geschäfte (online oder konventionell) kann man denn heute NICHT machen, weil es Bargeld gibt?
    3. Was meinen Sie mit „reaktionär“? Die Haltung der FDP ist bestenfalls (und im besten Sinne) konservativ.
    Völlig unverständlich, sie Sie zu solchen verqueren Schlussfolgerungen kommen …

  2. 1. Die Einführung digitalen Geldes (die längst hinter uns liegt, siehe Paypal und so weiter) bedeutet nicht die Abschaffung des Bargeldes, warum auch. Bereits heute existieren beide Zahlungsmittel parallel.
    2. Wenn es kein Bargeld mehr gibt, dann sind unsere sämtlichen finanziellen Aktivitäten auf irgendwelchen Festplatten gespeichert, bei Banken und Behörden. Wir wissen aus Erfahrung, daß weder die einen noch die anderen in der Lage oder auch nur ernstlich daran interessiert sind, diese Daten sicher zu schützen. Gerade staatliche Stellen fallen immer wieder damit auf, daß sie der aktuellen digitalen Entwicklung um Jahrzehnte hinterherhinken (ist ja alles Neuland).
    3. Daraus ergibt sich folgendes Szenario (eines von vielen): Die Diebesbande knackt den Server mit meinen Finanzdaten (die liegen dann ja hübsch gesammelt auf ein- und derselben mies gesicherten Platte), analysiert sie, findet mein Haus bei GoogleEarth und bricht da sein, wo es sich lohnt (ich hab ja grade sauteure UnterhaltungselektronIk gekauft) und genau dann, wenn es völlig ungefährlich ist (Lufthansatickets gekauft, zwei Wochen Mietwagen in Spanien gebucht).
    4. Andere denkbare Szenarien in einer bargeldlosen Welt betreffen Stalking, Erpressung und Identitätsdiebstahl. Und so weiter.
    5. Zitat: „Ohne digitales Geld, keine Digitalisierung und kein TTIP“. Das ist nun a) wirklich Quatsch; und b) kein Mensch will TTIP.

  3. Wer behauptet, die FDP sei reaktionär, versteht nicht, was liberal ist.

    Liberal ist es, wenn man dem Bürger die Entscheidung überlässt wie er zahlen will. Onlinebanking, Kreditkarte, Paypal, oder eben bar.

    Es muss dem Bürger überlassen bleiben, wie er leben will. Wer dem Bürger aufzwingen will, wie er zu zahlen hat, der geht den ersten Schritt in eine Diktatur.

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