Migrationsbericht: Akademiker mit Migrationshintergrund eher von Armut bedroht

Diesen Monat veröffentlichten die Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration zum zehnten Mal den Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in der Bundesrepublik. (Foto: rtr)

-von forgsight

Überraschend erscheint zunächst, dass in der Bundesrepublik Akademiker mit Migrationshintergrund eher von Armut bedroht sind, als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne. 26,8 Prozent der Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund seien armutsgefährdet und somit fast zwei mal mehr als diejenigen ohne Migrationshitnergrund. Diese Relation bleibe auch bei höherem Bildungsabschluss gleich. Dabei läge die Armutsgefährdungsquote bei Abiturienten mit Migrationshintergrund (20,1 %) sogar höher als die von Hauptschülern ohne Migrationshintergrund (14,9%).

Aydan Özoguz, Integrationsbeauftrage der SPD, bezeichnet dieses Fazit als “erschreckend”. Sie bemängelt, dass junge Mitbürgerinnen und Mitbürger mit ausländischen Wurzeln trotz besserer Schulabschlüsse, schlechtere Chancen auf einen Ausbildungplatz hätten. Obwohl sich die Zahlen in den letzten Jahren gebessert hätten, haben Ausländer in Deutschland immer noch 30 Prozent keinen Schulabschluss. Özohuz sieht in der Aufgabe, junge Menschen mit Migrationshintergrund in ein Berufs- oder Ausbildungsverhältnis zu bringen, eine der “großen Herausforderungen der kommenden Jahre”. Diese großen Unterschiede seien schon während der Schulzeit bemerkbar, wo ausländische Schüler gegenüber ihren deutschen Klassenkameraden leistungsmäßig abfallen würden. Eines der Fazite des Bildungsberichtes ist, dass die Chancengleichheit und – gerechtigkeit im deutschen Bildungssystem nicht vollständig gegeben sind.

Bei der Aufnahme in ein Berufsverhältnis seien jedoch auch die Arbeitgeber gefordert, die junge Menschen mit fremdklingenden Namen bei der Bewerberauswahl häufig ignorieren würden, so Özoguz. Die Folgen dieser Ausgrenzung und mangelnden Schulbildung seien Verunsicherung seitens junger Menschen, ob sie tatsächlich in Deutschland einen Platz haben trotz der Tatsache, dass sie vielleicht schon in zweiter oder dritter Generation hier leben, weshalb sich einige radikalisieren würden.

Der nächste Integrationsgipfel wird sich komplett mit dem Thema Ausbildung befassen. Özoguz fordert zudem im Titel eine klare Abgrenzung zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Ausländern, da letztere nur noch einen geringen Teil derjenigen mit Migrationshintergrund darstellen würden. (Zeit-online/ Migrations/ forgsight)

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